Dienstag, Juli 19, 2005

Bassam Tibi - WARUM?

Zitat Bassam Tibi im FOCUS: "Man muss offen sagen, die Religion des Islam erlaubt die Integration nicht."

Sagte er das wirklich? Auch mit solcher These unterstellt er, dass alle rechtschaffenden Muslime sich entweder nicht daran halten, woran sie glauben oder auf Kriegsfuß gegenüber der pluralistischen Gesellschaft stehen müssten.

Zitat Bassam Tibi im FOCUS: "Ein Muslim darf sich einem Nichtmuslimen nicht fügen."

Ich habe mit Hunderten Muslimen geschäftlich zu tun, die sich dem gemeinsamen Vertragsrecht "unterwerfen", wie auch ich es zu tun verpflichtet bin.
Wenn Bassam Tibi meint, dass es aber darauf ankäme, dass sich mir (=Nichtmuslim) Muslime zu "unterwerfen" hätten, dann demonstriert er mit solch Redewendung sein tiefes Unverständnis für rechtsstaatliche und menschenrechtliche Verhältnisse, kolportiert Menschenbilder und Herrschaftsbeziehungen, die mit zivilisierten Zuständen nichts gemeinsam haben.

Zitat Bassam Tibi im FOCUS: "Wenn er in der Diaspora lebt, dann ist das eine Notsituation, und er kann sich absondern. Das besagt die normale Religion und nicht die fundamentalistische Variante."

Bassan Tibis Islam-Bild ist "fundamentalistisch" und er hält sie für "normal". Dann ist der höchste Geistliche im Irak kein Muslim, sondern ein Ungläubiger, wenn er die Trennung von Staat und Religion propagiert? >> www.inidia.de/sistani.htm

Zitat mart2 im www.NEWSER.de: "Das liest sich doch besorgniserregend und kann finde ich durchaus zu Vorbehalten gegen Muslime führen. ..."

Falsche Erklärungsansätze finden immer dort schnell ins Rampenlicht, wo sie den Mehrheiten ins Konzept passen: die Minderheit soll nicht integriert werden, "denn sie passt eigenschaftlich nicht", sondern allenfalls adaptiert, indem sie ihren unterstellt schlechten Eigenschaften abschwören.

Zitat mart2 im www.NEWSER.de: "Welche Reaktionen rufen eigentlich solche Anschläge in muslimischen Gemeinden hervor? Gibt es Bestrebungen, die sich gegen solchen Terror wenden, vielleicht sogar gegen Fundamentalismus? Wie äußern sich hier die Dachverbände in Europa?"

Solche Fragen (=implizite Vorwürfe) werden den Muslimen seit dem 11.September permanent zugemutet, obwohl die Muslime nicht minder "empört" sind als die Nichtmuslime.

Den "Terrorismus auf das Schärfste verurteilen" gehört zu den permanenten Übungen von bürgerlichen Politikern und auch den Dachverbänden der Muslime. Aber Leute wie Bassam Tibi machen aus dem Terrorismus ein "Islam-Problem", obwohl dem sich auf den Islam berufende Terrorismus nicht besser begegnet werden kann, als durch gemeinsames Handeln von Muslimen und Nichtmuslimen, ansonsten treibt man ihm Muslime zu.

Es ist wichtig, dass sich mit den religiös-totalitären Auffassungen auseinandergesetzt wird, aber eine Auseinandersetzung, die der Differenziertheit des Islam nicht gerecht wird, ist ungerecht und Unrecht, namentlich volksverhetzend i.S.d. Strafgesetzbuchs. Und würde in solcher Weise gegen das Judentum oder Christentum gesprochen, wie es Bassam Tibi gegen den Islam tut, so wäre er als "Hass-Prediger" längst seine Professur los, aber Muslimen wird in diesem Land eben noch immer nicht gleiches Recht zugestanden wie anderen Religionen.

Zitat mart2 im www.NEWSER.de: "Ich muss zugeben, dass ich hier nur sehr wenig mitbekommen habe."

Schade, denn es gab z.B. auch eine große Anti-Terrorismus-Demonstration mit mehr als 20.000 Muslimen in Köln. Auch in unserem Islam-Forum kannst du massenweise Postings von Muslimen lesen, die sich massiv gegen den Terrorismus wenden. Aber das scheinen dann nach Definition von Bassam Tibi keine Muslime zu sein.

Grüße von Sven